Die Apotheke in Tütz 1830-1945

Geschichte einer Apotheke – Teil 2

Apothekenstempel

Teil ❷ ▶︎ Seit 1830 bestand in der Kleinstadt Tütz (heute Tuczno in Polen) eine preußische Apotheke. Von deren Geschichte und ihren oft wechselnden Besitzern berichtet der folgende Beitrag, der erstmals im Jahr 2023 in polnischer Sprache in der Aufsatzsammlung »Z kart historii Tuczna i okolic« erschien. Der vorliegende zweiten Teil beginnt mit der Übernahme der Apotheke durch Albert Julius Kempe im April 1890.

III. Von Kempe bis Jarzemski

Auch von Kempe, dem neuen Besitzer der Apotheke in Tütz, liegt ein Lebenslauf vor, in dem es heißt:

Ich, Albert Julius Kempe bin am 12. April 1852 zu Dramburg in Pom[mern] geboren und Sohn des 1863 daselbst verstorbenen Kaufmanns Georg Kempe. Meine Jugendjahre verlebte ich bis zum achten Jahre im elterlichen Hause; von da ab habe ich die Friedrich-Wilhelms-Schule zu Stettin bis Ende 1867 besucht […]. Zur Erlernung der Pharmacie trat ich am 1. Jan. 1868 bei Herrn Apotheker Suffert in Danzig als Lehrling ein. – Nach 2½ Jahren in dieser Stelle vollendete ich am 1. April 1871 meine Lehre in der Apotheke des Herrn Schenk zu Biedenkopf mit dem Prädikat ›sehr gut‹.«1Regierung Marienwerder/Schneidemühl: Acta die Apotheke in Tuetz betreffend, Blatt [18]. Dort auch die folgenden Angaben.

Nach der praktischen Ausbildung in Danzig und Biedenkopf arbeite Kempe bis 1874 als Geselle in verschiedenen Apotheken u. a. in Speyer, Berlin und seinem Geburtsort Dramburg; dann studierte er zwei Semester an der Universität in Greifswald und legte 1875 das Staatsexamen ab. Da ihm offenbar das Geld zum Erwerb eines eigenen Geschäfts fehlte, arbeitete er anschließend als angestellter Apotheker. Im Jahr 1885 heiratete er Jenny geborene Greulich und eröffnete eine Drogerie und Parfümerie in Deutsch Krone, der er im April 1890 wieder aufgab.2Vermutlich handelte es sich um die Adler Drogerie, die 1906 Oswald Pfeiffer führte. Deutsches Reichs-Adressbuch. 1906, S. 272.

Obwohl Kempe in Deutsch Krone fünf Mal wegen »unerlaubten Verkaufs von Arzneimitteln« zu Geldstrafen verurteilt worden war,3Regierung Marienwerder/Schneidemühl: Acta die Apotheke in Tuetz betreffend, Blatt [19]. erteilte ihm die Regierung in Marienwerder am 9. Juni die Konzession für die Apotheke in Tütz,4A. a. O., Blatt [20]. wo ihn Bürgermeister Doege am 17. Juni 1890 vereidigte.5A. a. O., Blatt [22]. Als Kempe am 4. September 1892 ganz überraschend in Tütz verstarb – er wurde nur 40 Jahre alt –, fiel die Konzession an den preußischen Staat zurück.6A. a. O., Blatt [24]. Da das Gebäude aber der Witwe Kempes gehörte, die es auch nicht verkaufen wollte, wurde die Apotheke verschiedenen Verwalter übergeben, die jedes Mal eine Konzession benötigten.

Der erste dieser Verwalter war Ludwig Kohtz, der am 9. August 1863 in Kulm als Sohn eines Gerichtssekretärs geboren wurde und die praktische Apothekerausbildung von 1884 bis 1887 in Hamburg absolviert hatte. Von 1890 bis 1892 hatte Kohtz in Königsberg Pharmazie studiert und anschließend dort die Raths-Apotheke verwaltet.7A. a. O., Blatt [25]. Am 5. November 1892 genehmigte die Regierung in Marienwerder die Vertretung durch Kohtz, der allerdings nur bis Ende 1892 in Tütz blieb.8A. a. O., Blatt [33].

Hansa-Luftaufnahme von Tütz aus dem Jahr 1931. Im Kreis: Die Apotheke und die Synagoge. (Foto: Herder Institut Marburg)

Der zweite Verwalter hieß Wilhelm Meyn und wurde am 18. Februar 1862 in Mirow in Mecklenburg geboren. Auch Meyn durchlief eine lange Ausbildungszeit in Waren/Müritz, Rostock und Marburg, die von 1881 bis 1888 dauerte. Anschließend hatte er als angestellter Apotheker in Magdeburg, Bremen, Kassel, Breslau, Löwenberg, Rengersdorf, Rothenburg und Grünberg gearbeitet.9A. a. O., Blatt [28]. Meyn, der evangelischer Konfession war, blieb nur von Neujahr 1893 bis April 1893 in Tütz.

Auf ihn folgte Carl Friedrich Hugo Hoerntropp, der am 5. Dezember 1858 als Sohn eines Oberförsters in Bussberg bei Arnswalde geboren wurde. Wie Meyn muss auch Hoerntropp als pharmazeutischer Wanderarbeiter bezeichnet werden. Schon seine Ausbildungszeit dauerte zehn Jahre und führte ihn zwischen 1877 und 1887 nach Woldenberg, Vacha an der Werra, Eisenach, Schleswig, Marburg, Haguenau im Elsass, Burtscheid bei Aachen, Behrungen und Gartz an der Oder. Nach dem Examen, das er in Breslau absolvierte, arbeitete er als angestellter Apotheker in Neubarnim, Schloppe, Ketzin an der Havel, Beelitz, Golßen, Groß Tychow und Ferdinandshof in Pommern. Selbst in Tütz hatte Hoerntropp schon im Jahre 1887 unter dem Apotheker Haensel vertreten.10Alle Angaben nach a. a. O., Blatt [31].

Hoerntropp blieb bis 1896 in Tütz,11Hoerntropps setzte sein Nomadenleben fort: Im Jahr 1901 arbeitete er als Rezeptionist in Deutsch Krone, im Jahr 1913 verwaltete er die Apotheke in Altkolziglow im pommerschen Kreis Rummelsburg. (Zur Apothekerkammerwahl. Apotheker-Zeitung, 31. Juli 1901, S. 536 und Leuchs Adressbuch für Industrie, Handel und Gewerbe. 1913, S. 387a. dann entschloss sich Jenny Kempe, die Apotheke für 56 000 Mark an Ernst Neumann zu verkaufen.12Regierung Marienwerder/Schneidemühl: Acta die Apotheke in Tuetz betreffend, Blatt [47]. – Die Apotheke in Tütz war vergleichsweise günstig. Hugo Radeke zahlte am 1. Februar 1897 240 000 Reichsmark für die Übernahme der privilegierten Apotheke in Deutsch Krone, das zu jener Zeit 7 140 Einwohner zählte. Die zweite Apotheke in Deutsch-Krone vor dem preussischen Abgeordnetenhause. Apotheker-Zeitung, 16. Juni 1900, S. 399. Auch von Neumann, der am 8. Januar 1868 in Strickershagen bei Stolpmünde geboren wurde, liegt ein Lebenslauf vor, aus dem hervorgeht, dass er den Apothekerberuf von 1886 bis 1889 in der Schloss-Apotheke in Stolp erlernte.13Regierung Marienwerder/Schneidemühl: Acta die Apotheke in Tuetz betreffend, Blatt [35]. Dort auch die folgenden Angaben. Nach Anstellungen in Schivelbein, Seelow, Speyer am Rhein und Zanow bestand er im Mai 1894 das Staatsexamen an der Universität Greifswald und wurde zum Apotheker approbiert. Nach dem Examen arbeitete er zwei Jahre als angestellter Apotheker in Stolp. Neumann, der evangelischer Konfession war, erhielt von der Regierung in Marienwerder am 27. April 1896 die Konzession für die Apotheke in Tütz.14A. a. O., Blatt [50]. Er blieb bis 1915 in der Stadt, dann erwarb er die Schloss-Apotheke in Stolp, in der er einst gelernt hatte. Nach Neumanns Tod im Jahr 1923 führte sein Sohn Werner15Werner Neumann wurde am 18. April 1899 in Tütz geboren und studierte an den Universitäten in Freiburg und Rostock Pharmazie. Universität Rostock: Matrikelportal. Werner Neuman. Internetadresse: http://matrikel.uni-rostock.de/id/200018191, Zugriffsdatum: 13.01.2023. diese traditionsreiche Apotheke16Zur deren Geschichte vgl. E. Jendreyczyk: Die privilegierten Apotheken in Stolp in Pommern. Apotheker-Zeitung, 12. Dezember 1928, S. 1493-1494. bis 1945.17F. Schmidt-Stolp: Aus der Geschichte der Stolper Apotheken. Apotheker-Zeitung, 22. Dezember 1955, S. 1221.

Kurz vor dem Erwerb der Apotheke in Tütz hatte Ernst Neumann am 13. April 1896 in Danzig Margarethe de Veer (1871-1947) geheiratet.18D. Fehr: The Missing de Veer Family. Internetadresse: http://freepages.rootsweb.com/~fehr/family/447.htm, Zugriffsdatum: 13.01.2023. Dem Paar wurden sechs Kinder geboren, und vermutlich war es diese familiäre Belastung, die Neumann dazu brachte, im März 1902 bei der Regierung in Marienwerder um eine Verkürzung der Öffnungszeiten nachzusuchen. Künftig sollte die Apotheke in der Zeit von fünf bis sieben Uhr vormittags und zusätzlich an Sonn- und Feiertagen von vier Uhr nachmittags bis sieben Uhr abends geschlossen bleiben. Neumann begründete die 17 »Freistunden« pro Wochen damit, dass »eine Bewegung im Freien« für seinen Körper nicht nur »zuträglich, sondern sogar nothwendig« sei:

Ich habe hier in meiner Apotheke am 1. April 1902 sechs Jahre ohne Hilfe gearbeitet und bin auch weiterhin nicht in der Lage einen Gehilfen beschäftigen zu können. Vertretungen sind schwer und nur mit Aufwendungen ziemlicher Kosten zu beschaffen.«19Regierung Marienwerder/Schneidemühl: Acta die Apotheke in Tuetz betreffend, Blatt [40].

Nach der Befürwortung durch den Kreisarzt Dr. Matz in Deutsch Krone genehmigte die Regierung den Antrag. Ebenfalls genehmigt wurde Neumanns Antrag vom Oktober 1912, zum 1. Januar 1913 einen Lehrling einstellen zu dürfen:

Der Primaner Franz Tarnowski aus Wongrowitz will den Apothekerberuf ergreifen und bei mir lernen. Tarnowski behauptet sein Vater wäre Pole, seine Mutter eine Deutsche.«20Regierung Marienwerder/Schneidemühl: Acta die Apotheke in Tuetz betreffend, Blatt [41].

Im Juni 1913 wandte sich Neumann erneut an die Regierung in Marienwerder, denn er plante einen Umbau der Apotheke. Die Offizin – also der Verkaufsraum – sollte »auf die andere Seite des Apothekenflurs gelegt werden, in einen Raum, der aus zwei Zimmern geschaffen werden soll«,21A. a. O., Blatt [63]. Dort auch die folgenden Angaben. im bisherigen Verkaufsraum und einem Nebenraum sollten hingegen die Materialkammer und ein Lehrlingszimmer – vermutlich für Tarnowski – eingerichtet werden. Mit der Ausführung der Arbeiten wollte Neumann Baugewerksmeister Neupert aus Tütz beauftragen.

Die Arbeiten sollen bald beginnen und werden in ungefähr 3 Wochen beendet sein. Der Apothekenbetrieb wird in den alten Räumen weitergeführt, bis die neuen bezugsfähig sind.«22Ebenda.

Zur Prüfung des Umbaus verlangte die Regierung einen »Lageplan«, den Neumann am 14. Juli 1913 einreichte. Im Begleitschreiben wies er daraufhin, dass in der Apotheke »elektrische Beleuchtung vorhanden« sei und dass mit dem Umbau bereits begonnen wurde.23A. a. O., Blatt [44]. Die nachstehende Skizze wurde nach dem Lageplan gefertigt; sie zeigt den Zustand vor dem Umbau, den die Regierung am 18. Juli 1913 genehmigte:24Der Lageplan findet sich in a. a. O., Blatt [16]. Ein weiterer Plan, der die Raumaufteilung nach dem Umbau zeigte, ist in den Akten nicht mehr enthalten.

Aufriss der Apotheke von Tütz im Jahr 1913. (Zeichnung: T. Soorholtz)

Wie bereits oben erwähnt, verließ Neumann Tütz nur zwei Jahre später. Am 31. August 1915 teilte er gemeinsam mit Wacław Jarzemski der Regierung in Marienwerder mit, letzterer habe die Apotheke in Tütz erworben und bitte um die Erteilung der Konzession.25A. a. O., Blatt [46]. Aus einem internen Vermerk in den Akten geht hervor, dass Jarzemski einen Kaufpreis von 79 000 Mark bezahlte; in 19 Jahren war der Wert der Apotheke also um 23 000 Mark – oder um 41 Prozent – gestiegen.26A. a. O., Blatt [59]. Dort auch die folgenden Angaben. Der reine Immobilienwert belief sich jedoch auf lediglich 6 000 Mark – allein die zu erwartenden Gewinne des Apothekenbetriebs vervielfachten diesen Wert. Jarzemski leistete eine Anzahlung von 29 000 Mark auf den Kaufpreis, nahm 30 000 Mark Hypothekenschulden auf und wollte den restlichen Betrag von 20 000 Mark mit fünf Prozent Zinsen abtragen. Für die Konzession, die Jarzemski am 2. Dezember 1915 gewährt wurde, zahlte er weitere 270 Mark an die Regierungskasse; im Jahr 1896 hatte die Gebühr nur 170 Mark betragen.

Apothekenstempel Jarzemskis

Auch von Jarzemski befindet sich ein Lebenslauf in den Akten, aus dem hervorgeht, dass Wacław Felicjan Jarzemski am 8. Juni 1885 als Sohn eines Besitzers in Schönsee geboren wurde.27A. a. O., Blatt [55]. Dort auch die weiteren Angaben. Er besuchte bis 1903 das Gymnasiumm in Kulm und lernte den praktischen Apothekerberuf in Schönsee und Löbau, wo er im Dezember 1906 die Gehilfenprüfung bestand. Nach weiterer Tätigkeit in Löbau und Bromberg studierte er an den Universitäten in München und Leipzig und legte im Juni 1910 – also nach siebenjähriger Ausbildungszeit – die pharmazeutische Staatsprüfung ab. Jarzemski arbeiten dann zunächst in Kempen, Oels, Schwetz und Breslau und wurde im Juli 1912 als Apotheker approbiert. Vor dem Kauf der Apotheke in Tütz war er als Verwalter in Putzig tätig.

Eine Konfession gab Jarzemski im Lebenslauf nicht an, vermutlich war er aber der einzige katholische Apotheker, den Tütz zur preußischen Zeit hatte. Es ist eine seltsame Koinzidenz, dass Jarzemski in Kulm ein Mitschüler von Adolf Sperling war, der Anfang 1917 zum Bürgermeister von Deutsch Krone gewählt wurde.28Königliches katholisches Gymnasium zu Culm, Übersicht über die mit dem Zeugnis der Reife entlassenen Schüler. 1903, S. 19.

In den Akten befinden sich auch zwei Führungszeugnisse der preußischen Landräte in Oppeln und Schwetz, in denen Jarzemski übereinstimmend als »befähigter und zuverlässiger« Apotheker charakterisiert wird.29Regierung Marienwerder/Schneidemühl: Acta die Apotheke in Tuetz betreffend, Blatt [57 u. 58]. Er lebe ziemlich zurückgezogen, erfreue sich eines guten Rufes und habe sich politisch in »antideutschem Sinne« nicht betätigt.30A. a. O., Blatt [58]. Wie vergiftet das Verhältnis zwischen Deutschen und Polen im Jahr 1915 bereits war, zeigt ein Zusatz in Jarzemskis Konzession, der diesen verpflichtete, sich bei »der Bezeichnung seines Geschäftes […], wie auch bei allen Bezeichnungen auf den Etiketten der Arzneien ausschließlich der deutschen Sprache« zu bedienen.31A. a. O., Blatt [59]. Der Zusatz hatte offenbar wenig mit der Person Jarzemskis zu tun, sondern war seit 1900 in der Provinz Westpreußen üblich geworden.

Die preußische Regierung zögerte lange, Jarzemski eine Bescheinigung auszustellen, die ihn als selbständigen Apotheker vom Militärdienst befreite. Eine solche Bescheinigung war im Kriegsjahr 1915 unverzichtbar und Jarzemski hatte sie bereits am 11. September 1915 beantragt:

Ich bin seit dem 1. September d. Js. Besitzer der hiesigen einzigen Apotheke am Platze […]. Infolge des Aufrufs müßte ich mich stellen u. wäre gezwungen die Apotheke zu schließen, die ich mit großen Unkosten vor ca. 1½ Monaten gekauft und vor ca. 10 Tagen übernommen habe.«32A. a. O., Blatt [51].

Er wiederholte seinen Antrag am 19. September 1915, erhielt die Bescheinigung der Unabkömmlichkeit aber erst im Dezember zusammen mit der Konzession. Im Januar 1916 trat Jarzemski dem Deutschen Apotheker-Verein bei.33Deutscher Apotheker-Verein. Mitgliederliste. Apotheker-Zeitung, 5. Januar 1916, S. 9.

Über die Leben, das Jarzemski in Tütz führte, ist nichts bekannt. Am 18. September 1919 – also nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und dem Abschluss des Versailler Friedensvertrags –  verließ er die Stadt und übersiedelte in den wiedererstandenen polnischen Staat. Er übernahm im westpreußischen Schöneck die Apotheke vom Vorbesitzer Walter Loerke, der wiederum im Gegenzug die Apotheke in Tütz erwarb.34Regierung Marienwerder/Schneidemühl: Acta die Apotheke in Tuetz betreffend, Blatt [61]. Jarzemski führte die Apotheke Pod Orłem in Skarszewy – so der polnische Name von Schöneck – bis zum deutschen Überfall 1940. Am 27. Oktober 1939 wurde er zusammen mit 17 anderen Menschen auf dem dortigen jüdischen Friedhof von Deutschen ermordet.35J. B. Gliński: Słownik biograficzny lekarzy i farmaceutów [Biographisches Lexikon der Ärzte und Apotheker]. 1997, S. 156. Die Mörder gehörten vermutlich dem volksdeutschen »Heimatschutz« an, der wiederum von der SS gelenkt wurde. Er wurde nur 54 Jahre alt.

Walter Loerke, der Tauschpartner von Jarzemski, bat die Regierung in Marienwerder zwar am 1. Oktober 1919 um eine Konzession für die Apotheke in Tütz,36Regierung Marienwerder/Schneidemühl: Acta die Apotheke in Tuetz betreffend, Blatt [63]. verkaufte diese aber bereits am 5. Oktober für 140 000 Mark an Hans Dietrich Arthur Gerlach,37A. a. O., Blatt [64]. der zuvor eine Apotheke in Dirschau besessen hatte.38A. a. O., Blatt [67]. Der Kaufbetrag klingt enorm und bedeutete eine Steigerung von 250 Prozent seit 1896; die Summe relativierte sich jedoch rasch durch die Inflation der Nachkriegszeit. Letztendlich dürfte der 1880 in Heinrichswalde in Ostpreußen geborene Loerke der Verlierer bei dem Geschäft gewesen sein. Darauf deutet auch ein Ersuchen der Regierung in Königsberg hin, die am 20. Mai 1921 die zwischenzeitlich von Marienwerder nach Schneidemühl umgesiedelte Provinzialregierung um Mitteilung bat, »aus welchen Gründen der Apotheker Walter Loerke seine Apotheke in Tütz verkauft« habe.39A. a. O., Blatt [71]. Loerke starb 1934 als angestellter Apotheker im kleinen Ort Fürstenwerder in der Uckermark.40Personalnachrichten. Apotheker-Zeitung, 3. März 1934, S. 276. Auch er wurde nur 54 Jahre alt.

Wird fortgesetzt …

Anmerkungen

  • 1
    Regierung Marienwerder/Schneidemühl: Acta die Apotheke in Tuetz betreffend, Blatt [18]. Dort auch die folgenden Angaben.
  • 2
    Vermutlich handelte es sich um die Adler Drogerie, die 1906 Oswald Pfeiffer führte. Deutsches Reichs-Adressbuch. 1906, S. 272.
  • 3
    Regierung Marienwerder/Schneidemühl: Acta die Apotheke in Tuetz betreffend, Blatt [19].
  • 4
    A. a. O., Blatt [20].
  • 5
    A. a. O., Blatt [22].
  • 6
    A. a. O., Blatt [24].
  • 7
    A. a. O., Blatt [25].
  • 8
    A. a. O., Blatt [33].
  • 9
    A. a. O., Blatt [28].
  • 10
    Alle Angaben nach a. a. O., Blatt [31].
  • 11
    Hoerntropps setzte sein Nomadenleben fort: Im Jahr 1901 arbeitete er als Rezeptionist in Deutsch Krone, im Jahr 1913 verwaltete er die Apotheke in Altkolziglow im pommerschen Kreis Rummelsburg. (Zur Apothekerkammerwahl. Apotheker-Zeitung, 31. Juli 1901, S. 536 und Leuchs Adressbuch für Industrie, Handel und Gewerbe. 1913, S. 387a.
  • 12
    Regierung Marienwerder/Schneidemühl: Acta die Apotheke in Tuetz betreffend, Blatt [47]. – Die Apotheke in Tütz war vergleichsweise günstig. Hugo Radeke zahlte am 1. Februar 1897 240 000 Reichsmark für die Übernahme der privilegierten Apotheke in Deutsch Krone, das zu jener Zeit 7 140 Einwohner zählte. Die zweite Apotheke in Deutsch-Krone vor dem preussischen Abgeordnetenhause. Apotheker-Zeitung, 16. Juni 1900, S. 399.
  • 13
    Regierung Marienwerder/Schneidemühl: Acta die Apotheke in Tuetz betreffend, Blatt [35]. Dort auch die folgenden Angaben.
  • 14
    A. a. O., Blatt [50].
  • 15
    Werner Neumann wurde am 18. April 1899 in Tütz geboren und studierte an den Universitäten in Freiburg und Rostock Pharmazie. Universität Rostock: Matrikelportal. Werner Neuman. Internetadresse: http://matrikel.uni-rostock.de/id/200018191, Zugriffsdatum: 13.01.2023.
  • 16
    Zur deren Geschichte vgl. E. Jendreyczyk: Die privilegierten Apotheken in Stolp in Pommern. Apotheker-Zeitung, 12. Dezember 1928, S. 1493-1494.
  • 17
    F. Schmidt-Stolp: Aus der Geschichte der Stolper Apotheken. Apotheker-Zeitung, 22. Dezember 1955, S. 1221.
  • 18
    D. Fehr: The Missing de Veer Family. Internetadresse: http://freepages.rootsweb.com/~fehr/family/447.htm, Zugriffsdatum: 13.01.2023.
  • 19
    Regierung Marienwerder/Schneidemühl: Acta die Apotheke in Tuetz betreffend, Blatt [40].
  • 20
    Regierung Marienwerder/Schneidemühl: Acta die Apotheke in Tuetz betreffend, Blatt [41].
  • 21
    A. a. O., Blatt [63]. Dort auch die folgenden Angaben.
  • 22
    Ebenda.
  • 23
    A. a. O., Blatt [44].
  • 24
    Der Lageplan findet sich in a. a. O., Blatt [16]. Ein weiterer Plan, der die Raumaufteilung nach dem Umbau zeigte, ist in den Akten nicht mehr enthalten.
  • 25
    A. a. O., Blatt [46].
  • 26
    A. a. O., Blatt [59]. Dort auch die folgenden Angaben.
  • 27
    A. a. O., Blatt [55]. Dort auch die weiteren Angaben.
  • 28
    Königliches katholisches Gymnasium zu Culm, Übersicht über die mit dem Zeugnis der Reife entlassenen Schüler. 1903, S. 19.
  • 29
    Regierung Marienwerder/Schneidemühl: Acta die Apotheke in Tuetz betreffend, Blatt [57 u. 58].
  • 30
    A. a. O., Blatt [58].
  • 31
    A. a. O., Blatt [59].
  • 32
    A. a. O., Blatt [51].
  • 33
    Deutscher Apotheker-Verein. Mitgliederliste. Apotheker-Zeitung, 5. Januar 1916, S. 9.
  • 34
    Regierung Marienwerder/Schneidemühl: Acta die Apotheke in Tuetz betreffend, Blatt [61].
  • 35
    J. B. Gliński: Słownik biograficzny lekarzy i farmaceutów [Biographisches Lexikon der Ärzte und Apotheker]. 1997, S. 156. Die Mörder gehörten vermutlich dem volksdeutschen »Heimatschutz« an, der wiederum von der SS gelenkt wurde.
  • 36
    Regierung Marienwerder/Schneidemühl: Acta die Apotheke in Tuetz betreffend, Blatt [63].
  • 37
    A. a. O., Blatt [64].
  • 38
    A. a. O., Blatt [67].
  • 39
    A. a. O., Blatt [71].
  • 40
    Personalnachrichten. Apotheker-Zeitung, 3. März 1934, S. 276.

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